Erich´s Homepage - Reisen: Berlin 2005  

Unterwegs in der Hauptstadt

Gemeinsam mit einem Freund, einer guten Betreuung und einem Reiseführer kann auch ich ein paar Tage unsere Hauptstadt erkunden.

Wenn ich bisher auf Reisen war, war meine Betreuung, auf welche ich als Rollstuhlfahrer nicht verzichten kann, immer durch Helfer der Malteser, des Deutschen Roten Kreuzes oder eines Caritasverbandes abgedeckt. Auf diese guten Erfahrungen werde ich auch immer wieder gern zurückgreifen. Als ich in Vorbereitung dieser Reise mit einem Freund sprach, waren wir uns sehr schnell einig, dass zu seiner Unterstützung, die er mir während eines Berlin - Aufenthaltes geben wird, eine weitere Person hinzukommen sollte. Wir trafen persönliche Absprachen auf deren Grundlage, ich unsere Tage in Berlin planen konnte. Auf der Suche nach einem Reisebüro bekam ich eine gelesene Empfehlung einer Bekannten. Eigene Erfahrungen hatte sie mit diesem Unternehmen noch nicht. Ich gebe meine unterschiedlichen Erfahrungen auf Anfrage gern weiter.

Wie geplant werde ich am 30. September nachmittags vom Fahrservice zu Hause abgeholt. Er bringt mich zum Frankfurter Flughafen, weil ich per Flieger sehr preiswert nach Berlin komme. Fliegen hat für Rollstuhlfahrer einen weiteren Vorteil. Vor, während und nach dem Flug bekommt man als behinderter oder älterer Mensch eine kostenfreie Betreuung durch die jeweilige Fluggesellschaft. Ich fliege mit der Deutschen BA nach Berlin und Tage später wieder nach Frankfurt. In Berlin - Tegel abends gelandet, werde ich aus dem Flugzug und zum Schalter gebracht. Dort wartet ein Berliner Fahrservice, der mich zu unserem Hotel bringen soll. Es ergibt sich kurzfristig, dass ich meinen Freund und die Betreuerin, eine Mitarbeiterin der Häuslichen Krankenpflege Irmtraud Reichel, in einem griechischen Resturante treffen soll. Dort angekommen, erwarteten mich beide. Meinen Freud wieder zu sehen freute mich sehr. Auch mit der Betreuerin, die sich während der kommenden Tage in vielerlei Hinsicht um mich kümmern wird, verstehe ich mich gleich sehr gut. Wir drei haben bereits beim Abendessen sehr viel Spaß. Er bestimmt eigentlich den gesamten Aufenthalt in der Hauptstadt.

Der erste komplette Tag in Berlin begann nach dem Frühstück Blick auf das Frühstücksangebot des Hotelsmit einer Stadtrundfahrt. Da man als Rollstuhlfahrer nicht mal einfach so in einen gewöhnlichen Reisebus steigen oder gehoben werden kann, sind wir mit dem Auto meines Freundes unterwegs. Wir treffen vor Beginn der dreistündigen Rundfahrt einen kundigen Stadtführer, welcher zu zahlenreichen Sehenswürdigkeiten in östlichen und westlichen Stadtteilen der immer lebenden Metropole interessante Informationen gibt. Leider sind mir nicht mehr alle Details in Erinnerung, dennoch ist es erlebnisreich an Teilen der Mauer entlang zu fahren. Wir sehen auch den Checkpoint Charlie. Diese beiden Punkte sollten uns immer daran erinnern, wie wertvoll die Einheit Deutschlands ist. Nein, ich vergesse nicht die hohe Arbeitslosigkeit und andere soziale Probleme, viele spüre ich selbst sehr deutlich,  in unserem Land. Durch die Deutsche Einheit ergaben sich dennoch, ganz unterschiedliche, positive Möglichkeiten. Ich denke an einige technische Hilfsmittel, die das Leben von meinem Personenkreis und deren Angehörigen etwas erleichtern. Während unserer Tour kommen wir auch in die Nähe des Brandenburger Tors und Regierungsviertels. Am Sitz des Bundespräsidenten fahren wir auch vornüber. Mancher mag nun meinen, auch ich erwähne nur bekannte Sehenswürdigkeiten. Auf den ersten Blick mag dies so scheinen, aber mein Berlin - Aufenthalt endet nicht am KADEWE, wo unsere Stadtrundfahrt ihren Abschluss findet.
Ich vergleiche mich nicht mit jungen Mädels, die verständlicher Weise gern shopen gehen. Es sei ihnen gegönnt. Als Rollstuhlfahrer hat man selten die Möglichkeit, ein kleines Geschäft zu "befahren", um sich Waren anzuschauen und vielleicht selbständig zu kaufen. Von daher bietet mir der Besuch des KADEWE einen kleinen Einblick in die Vielfalt des heutigen Warenangebotes, was von preiswert bis luxuriös keine Wünsche offen lässt.

Mein Freund weiß viel und ist technisch sehr interessiert. Ich bin froh, am ersten Tag in Berlin durch den Besuch des technisches Museums, was die wechselvolle Geschichte der Fliegerei zu Kriegs- und Friedenszeiten, sowie physikalische Grundlangen vermittelt, auch davon einen kleinen Eindruck zu bekommen. Ausstellungsstück - Technisches Museum Ausstellungsstück - Technisches Museum

 

 

 

 

 

 

 

Ausstellungsstück - Technisches Museum

Der erste erlebnisreiche Tag endet gemütlich in dem griechischen Lokal, von welchem am Anfang bereits die Rede ist. Ausstellungsstück - Technisches Museum

 

 

 

 

 

Der Sonntag beginnt für mich und meinen Freund mit einem katholischen Gottesdienst. Da wir gemeinsam schon öfter in Lourdes waren, ist uns diese Heilige Messe wichtig. Eine Zeit der Ruhe in einer sehr interessanten Stadt. Nach dem Gottesdienst kann ich eine Freundin von mir treffen. Dies ist ein besonderer Augenblick, da ich sie vorher länger nicht sehen konnte. Die heutige, modere Kommunikation ermöglichte mir bis dahin, dennoch an ihrem Leben in der Hauptstadt teilzuhaben, doch nun kann ich persönlich spüren, wie sie lebt und studiert. Wir sind uns gleich wieder vertraut, als wären wir räumlich fast nie getrennt.
Anschließend treffe ich mich wieder mit meinem Freund und meiner Betreuerin zum Abendessen. Das Café Einstein lud schon immer Politiker und Künstler in angenehmer Atmosphäre zum Speisen und Verweilen ein. Mich faszinieren die professionellen Schwarz / Weiß - Fotos, als Teil der Wandgestaltung.

Terrasse des technischen Museums - Blick auf die Stadt

Terrasse des technischen Museums - Blick in Richtung Fernsehturm

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Abend hält nun noch einen Höhepunkt bereit. Über das Reisebüro habe ich Karten für eine Aufführung im Fiedrichstadtpalast reservieren lassen. Er war schon zu DDR - Zeiten sehr bekannt. Information zur Revue "Casanova", die wir uns anschauen, findet man auch hier. Das Können der Darsteller, die wundervollen Kostüme und auch technische Möglichkeiten der Kolliesse, begeistern mich. Im Fiedrichstadtpalast kann man während einer Führung hinter die Kulissen schauen und etwas mehr über das Haus erfahren. Dies haben wir für den 3. Oktober eigentlich vor. Sonntags finden allerdings keine Führungen statt, was wir sehr kurzfristig erfuhren. Stattdessen betrachten Berlin von oben. Die bekannte Glaskuppel des Reichstages ermöglicht einen wunderbaren Blick auf Berlin. Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, können wir ihn während eines Spaziergangs Nahe des Brandenburger Tors und der Straße des 17. Juni weiter genießen.  Auf diese Weise bekommen wir auch einen kleinen Eindruck von den Feierlichkeiten zum "Tag der Deutschen Einheit".  Diesen Abend verbringe ich nicht, wie mancher vielleicht glaubt, am Brandenburger Tor, sondern ich bin mit einer Freundin gemütlich zum Essen und Reden im Cibo Matto, einem italienischem Lokal, verabredet. Da wir uns länger nicht gesehen hatten, gab es viel zu erzählen. Mein Freund und meine Betreuerin holen mich später wieder ab.

Menschen, die mich kennen, wissen, der 4. Oktober ist jährlich ein besonderer Tag für mich. In diesem Jahr bin ich vormittags noch in der Hauptstadt. Aus diesem Grund lässt das Reisebüro diesen Tag zu etwas einmaligem Erlebnis werden. Ich bin schon über Jahre total begeistert, wenn ich im Fernsehen die Auftritte vom MDR Deutschen Fernsehballett sehen kann. Das Können der Tänzerinnen und Tänzer, am Bildschirm schaut alles so leicht aus, die tollen Kostüme, haben mich immer sehr fasziniert. Das Fernsehballett ist auch regelmäßig auf Tourneen, wo es live erlebt werden kann. Vor dem 4. Oktober 2005, konnte ich mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Um so glücklicher und voller Freude bin ich, heute während einer Probe im RBB - Gebäude anwesend sein zu dürfen. Ich finde bestätigt, was mir schon lange bewusst ist. Hinter der scheinbaren TV - Leichtigkeit stecken viele Stunden Training. Ich danke allen, die mir diesen einmaligen Tag ermöglichten. Allerdings bin nicht nur ich von dem einzigartigen Ballett begeistert, wie diese Fanseite zeigt.

Nach diesem Erlebnis heißt es für mich an die Heimreise zu denken. Der Berliner Fahrservice bringt mich wieder zum Flughafen Tegel. Selbst jetzt ist meine nette und immer sehr engagierte Betreuerin von der Häuslichen Krankenpflege Irmtraud Reichel, immer noch für mich da, bis die Fluggesellschaft sich wieder um mich kümmern kann. Wieder in Frankfurt am Main gelandet, erlebe ich erneut einen freundlichen und guten Service, so dass der Fahrer von diesem Fahrservice mich wieder zuverlässig nach Hause bringen kann.

Die praktische Umsetzung betrachtet, war diese Tour sehr erfolgreich. Am Anfang des Artikels verweise ich auf unterschiedliche Erfahrungen, welche ich auf Anfrage der Fragestellung entsprechend zu beantworten versuchen werde. Mögen behinderte Menschen durch meine Zeilen zu eigenen Unternehmungen ermutigt werden, denn trotz Behinderung kann mancher Traum wahr werden.

 
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